Rolf Glasmeier (Nachlass)
1945 1945 Geboren in Pewsum bei Emden
1962-1965 Schriftsetzerlehre und Fotopraktikum in Gelsenkirchen
1965-1968 Studium der visuellen Kommunikation, Hochschule für Gestaltung, Ulm
seitdem freier Künstler, Typo- und Fotograf mit Wohnsitz in Gelsenkirchen – Buer
Experimentelles Arbeiten zu Themen wie: Textur / Struktur, Ordnung / Unordnung, Licht / Schatten, Natur / Technik, Primärformen / Zeichen, die vier Elemente / Alchemie / Äther, Schamanismus, Chaostheorie / Recycling, die 4 Jahreszeiten, die zwölf Sinne
Medien: Zeichnung, Collage, Objekt, Skulptur, Assemblage, Installation, Farbgestaltung, Architekturintegration, Landschaftsgestaltung, Fotografisches Bild (Serien und Sequenzen), Typografie, Corporate-Design, Projektorganisation, Performance, Klang und Aktion, grenzüberschreitend …
1985-1989 Lehrauftrag für Typografie an der FH Dortmund
1989 Professur für experimentelles Gestalten an der Muthesius-Hochschule Kiel
2003 Verstorben in Gelsenkirchen
Mitgliedschaften
1969 Gruppe „B1“
1970 Deutscher und Westdeutscher Künstlerbund (mehrere Jahre Vorstand)
1971 Neue Gruppe Saar
1975 Gruppe „multi“ mit Geldmacher und Kieselbach
1980-1985 Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften, Bonn
1983 Gruppe „gerade“ mit Bettenhausen, Hilmar, Koch, Linn, Wieck
1989 Gruppe für gestaltung, gfg … mit Uwe Gelesch, Klaus Küster u.a.
1992-1997 Kuratorium Kunstfonds Bonn e.V.
1994 Deutscher Werkbund
Preise, Auszeichnungen, Stipendien u.a.
1967 Kunstpreis der Stadt Gelsenkirchen
2003 1. Preis für Skulptur der 6. Biennale, Paris
Stipendium Cité Internationale des Arts Paris
1970 1970 Villa-Massimo-Preis, Rom
1979 Kunstpreis „junger westen“ der Stadt Recklinghausen
Struktur als Leitgedanke künstlerischer Gestaltungen manifestiert sich in den Arbeiten Rolf Glasmeiers.
Sie stehen gleichsam exemplarisch für seine künstlerische Entwicklung und zeigen einprägsam, wie strukturelle und serielle Formerlebnisse zu unterschiedlichen, künstlerischen Gestaltungen führen können.
In den seit 1962 entstandenen Zeilenbildern wird das Einzelzeichen als Grundbaustein einer verdichteten Gesamtstruktur begriffen. Die so zeilenweise „geschriebenen“, wohlgeordneten Zeichen erwirken mit ihrem formalen Duktus, durch Hell – Dunkel Kontrast und Verdichtung ein Gesamtbild, das als Ästhetik der optischen Folge von Einzelzeichen erfahrbar wird.
In Weiterführung der strukturellen und seriellen Formerlebnisse verwendet der Künstler seit 1967 technische Gegenstände, wie Fenstergriffe, Briefeinwürfe, etc., die er zu „Kaufhausobjekten“ zusammensetzt.
Auch hier kommt es zu einer ähnlichen Sinnenthebung wie bei den „Buchstaben“ seiner Zeilenbilder,
indem Rolf Glasmeier den Gegenstand aus seinem ursprünglichen Zustand, seinem funktionellen und technischen Sinnzusammenhang entreißt und durch serielle Verdichtung und Anordnung verfremdet.
In den durch den Aufenthalt in der Villa Massimo in Rom 1971 entstandenen „Römischen Strukturen“ werden zeichnerisch die Grundelemente der Zeilenbilder wieder aufgenommen.
In diesen Zeichnungen überzieht ein quadratisches Rastersystem die Bildfläche, wobei durch zittrige Linien eine optische Vibration hervorgerufen wird. Die serielle zeichnerische Struktur wird im Auge des Betrachters durch die vibrierenden Elemente aufgelöst.
In Übertragung seines strukturellen Grundkonzeptes auf neue, andere Werkstoffe wendet sich Rolf Glasmeier seit 1975 den natürlichen Materialien zu. Als Kartonnagenobjekte bezeichnet er Werke, in denen Kaufhausverpackungsmaterial eingesetzt werden. Hierin zeigt sich gleichzeitig eine Hinwendung zum Einfachen und Wertlosen, eine Hinwendung zu nutzlosen Gegenständen unserer Weg-Werf-Gesellschaft.
„In meinen neuen Objekten versuche ich eine ausgewogene Verbindung rationaler Ordnung und organischer Formation. Die Veränderbarkeit früherer Objekte fällt bei einigen Arbeiten weg zugunsten stiller Meditation im sichtbaren und tastbaren Bereich.“ (R. Glasmeier)
Diesem haptischen Bereich sind auch die Klopfobjekte zuzuordnen. Hinter einer Rasterfolie sind frei bewegliche Federn eingefügt, die durch Klopfen zu immer neuen Konstellationen geformt werden. Eine dahinterliegende Reihung von Fotografien werden durch das Aufklopfen der Federn entweder verdeckt oder sichtbar gemacht.
Mit der Hinwendung zu natürlichen Materialien und Abfallprodukten unserer Gesellschaft geht die künstlerische Entwicklung folgerichtig weiter zu Installationen mit Fundstücken. Ab 1981 benutzt er Fundstücke und recycelte Materialien, die durch das Wegwerfen ihres vorherigen Zusammenhangs und ihrer Ordnung beraubt sind, und setzt sie zu neuen Objekten zusammen. Hierbei ist ihm die Form, die Farbe, die möglichen Funktionen und Geschichte der entsprechenden Fundstücke wichtig. Sie bestimmen den künstlerischen Gestaltungsprozess. Die Magie der Gegenstände will er dem Betrachter erfahrbar machen.
Die Kontinuität seiner künstlerischen Gestaltungen, die trotz der Verschiedenheit der verwendeten Materialien und Zugangsweisen erkennbar wird, fasste Rolf Glasmeier wie folgt zusammen:
„Seit 1962 beschäftige ich mich mit Strukturen und Systemen. Mit meinem Kaufhaus- und Bergbauobjekten, Zeichnungen und fotografischen Bildern möchte ich auf das Zusammenspiel von Ordnung und Unordnung, Statik und Dynamik, Natur und Technik, Organik und Anorganik, Härte und Weichheit, Freiheit und Unfreiheit, bezogen auf unsere technische Umwelt, hinweisen. In meiner Worpsweder Zeit habe ich mich ganz von der „natürlichen Umwelt“ leiten lassen, indem ich ausschließlich mit gefundenen Materialien arbeitete, wobei das Problemfeld das gleiche geblieben ist.“
Einzelausstellungen
Galerie Denise Rene Hans Mayer, Düsseldorf; Die Neue Sammlung München; Museum Folkwang, Essen; Museum Bochum, Kunsthalle Recklinghausen, Städt. Galerie Lüdenscheid, Skulpturenmuseum Glaskasten Marl; Galerie Reckermann, Köln; Goethe-Haus New York ….
Helsinki, Stavanger, Trondheim, Oslo, Bremen „Vierzig Deutsche unter Vierzig“; Museum Zagreb „Neue Tendenzen“; Liege, Hamburg, „B1-20 Deutsche Künstler“, Museum Dublin, Stuttgart, Brüssel, Metz, Nancy, Strassburg, Mailand, Bordeaux, Marseille, Nizza, Berlin, Breslau, Posen, Lodz, Porto, Lissabon, Chile, Sao Paulo, Rio de Janeiro, Montevideo, Cordoba, Caracas, Mexico-City, Athen, Istanbul, Zagreb …. “ Poesie mit Material“; Museen Rom, Neapel, Genua, Turin, Mailand, Padua, Triest, Zagreb, Belgrad, San Francisco, Boston, Albany, Greensboro, New York, Toronto, Montreal, Saarbrücken „Deutsche Zeichnungen heute“ …
Kunsthalle Recklinghausen, Museum Gelsenkirchen, Museum Göteborg, Lehmbruck-Museum Duisburg, Westfälisches Landesmuseum Münster, Museum Schloß Morsbroich Leverkusen, Skulpturenmuseum Glaskasten Marl, Museum am Ostwall Dortmund, Sammlung Kultusministerium NRW, Sammlung der Bundesrepublik Deutschland, Land Niedersachsen, Stiftung Saarländischer Kulturbesitz